Wie können offene Daten in der Anti-Diskriminierungsarbeit wirken? Dieser Frage sind wir auf dem Fachgespräch „Open Data in der Anti-Diskriminierungsarbeit“ vergangene Woche nachgegangen. Die Tagung wurde von ufuq.de veranstaltet, welche sich in den Bereichen Jugendkulturen, Islam & politische Bildung engagieren.
Nach einer Einführung in das Thema, diskutierten wir, wie offene Daten genutzt werden können, um Diskriminierungen konkret entgegenzuwirken. Ein Beispiel ist die Kampagne von FragdenStaat im Oktober 2016 wo es um die internen Weisungen aller Job-Center in Deutschland ging. Diese regeln beispielsweise, welche Kosten einem Hartz-4 Empfänger erstattet werden und welche nicht. Die Weisungen sind jedoch oftmals geheim. Durch die Offenlegung können Menschen sich nun besser informieren und sich auf ihre Rechte berufen.
Auf der anderen Seite diskutierten wir auch, welche möglichen Probleme sich durch die Veröffentlichung von Daten ergeben können. Ein Beispiel ist der Anteil von Schülern nicht-deutscher Herkunft an Berliner Schulen, der im Berliner Schulportal veröffentlicht wird. Eine Studie des SVR-Migration aus dem Jahre 2012 ergab, dass Eltern ohne Migrationshintergrund häufig versuchen ihre Kinder auf Grundschulen zu schicken, wo dieser Anteil gering ist. Diese Information wird zudem am häufigsten im Berliner Schulportal abgefragt. Das Problem zeigt, wie wichtig der verantwortliche Umgang mit Daten ist (“responsible data”, mehr Infos dazu gibt’s bei The Engine Room).
Im zweiten Teil sprachen wir darüber, wie sich Daten einfach visualisieren lassen und was es bei einer guten Datenvisualisierungen alles zu beachten gilt. Im Anschluss visualisierten wir eine Statistik aus dem 3. Bericht der Anti-Diskriminierungstelle des Bundes mit dem Online-tool Infogr.am.
In vielen weitere Vorträgen wurden unterschiedliche Aspekte der Antidiskriminierungsarbeit in Bezug auf offene Daten diskutiert. Claus Arndt zeigte anhand der Stadtverwaltung in Moers, wie offene Daten die Mitbestimmung an politischen Entscheidungsprozessen verbessern können. Das Antidiskriminierungsbüro Sachsen sprach über die Abwägung zwischen der Privatsphäre und dem Aufmerksammachen auf Diskriminierungen. Außerdem berichtete die Registerstelle Marzahn Hellersdorf über ihre interne Dokumentation von rechtsextremen und diskriminierenden Vorfälle in ihrem Stadtbezirk. Wie sich Gerüchten über Asylsuchende im Netz begegnen lassen, zeigte die Gründerin der Hoaxmap, ein Projekt, indem Falschmeldungen im Netz gesammelt und bildlich auf einer Karte dargestellt werden. Zudem können Meldungen auch als Datensatz abgefragt und weiterverwendet werden.
In den Arbeitsgruppen diskutierten wir, was man braucht, um offene Daten in der Anti-Diskriminierungsarbeit zu nutzen. Datensätze verstehen und bearbeiten zu können, ist dabei eine wichtige Fähigkeit. Zudem wurde hervorgehoben, wie wichtig das kritische Hinterfragen von Statistiken ist, um z.B. diskriminierende Bezeichnungen erkennen und diskutieren zu können. Darüber hinaus können Tools wie der Screen-reader Menschen mit Sehbeeinträchtigungen die Nutzung von Daten erleichtern.
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