Welche Themen im Bereich Jugendarbeit sollten einmal digital angegangen werden? Vor welchen Fragen rund um Digitalisierung, Jugendbeteiligung und Demokratie stehen Jugendverbände? Und wo können Daten dabei unterstützen? Mit diesen Fragen haben wir uns bei unserer Data Expedition im Rahmen der Demokratielabore am 15. und 16. Juni gemeinsam mit Entwickler/innen, Designer/innen und Pädagog/innen aus ganz Deutschland beschäftigt und erste kleine Prototypen für digitale Projekte entwickelt.
Nach einer Kennenlernrunde starteten wir den ersten Tag mit kleinen Chaos-Interviews zu den digitalen Herausforderung und Erfahrungen in der Jugendarbeit. Anschließend stellten wir die Data Pipeline vor - unsere Methode zur Umsetzung digitaler Datenprojekte - und zeigten, wie man von der Fragestellung über Daten sammeln und analysieren bis zur Präsentation vorgeht.
Erste Projektideen sammelten wir im Anschluss beim “Farmers Market”: Die Teilnehmenden überlegten, zu welchen Fragen sie gerne arbeiten würden, welche Datenquellen sie bereits kennen und wie man diese Ideen digital umsetzen könnte. Dabei entstanden tolle Ideen, z.B.: Wie kann man Partizipation im Schulkontext fördern? Wie sieht ein jugendgerechter öffentlicher Nahverkehr aus? Oder wie können Smartphones noch sinnvoller genutzt werden?
Mit Hilfe dieser Ergebnisse fanden die Gruppen schnell zueinander: Eine Gruppe legte den Fokus auf das Thema Datenschutz und setzte sich zum Ziel, die AGBs von Social Media-Plattformen jugendgerecht aufzubereiten. Gruppe 2 beschäftigte sich mit der Frage, wie sich ehrenamtliches Engagement in der Jugend auf die berufliche Karriere auswirkt. Die dritte Gruppe arbeitete zum Thema Fördermittelvergabe öffentlicher Einrichtungen. Nachdem die einzelnen Gruppen ihre Fragestellung noch einmal konkretisierten, ging es an die Datenrecherche: Wo kann ich Informationen finden? Gibt es offene Daten zu diesem Thema?
Zu welchen Ergebnissen die Gruppen bereits gekommen waren, stellten sie in einer kurzen Zwischenpräsentation am Ende des Tages vor. Besonders spannend waren die Erfahrungen, die sie bei der Datenarbeit machten. Während eine Gruppe bereits Quellen gefunden und Daten gesichtet hatte, mussten die anderen Gruppen noch einmal einen Schritt zurückgehen und ihre Fragestellungen aufgrund der schlechten Datenlage anpassen.
Am zweiten Tag stiegen wir direkt mit der Gruppenarbeit ein. Während Gruppe 1 weiter die AGBs von Twitter und Facebook durchsuchte, schlossen sich die Gruppen 2 und 3 kurzerhand zusammen, gingen noch einmal gemeinsam auf Datensuche und konzentrierten sich dabei auf Fördermittel vom Bund. Da gute Visualisierungen ein wichtiger Bestandteil in Datenprojekten sind, gaben wir zwischendurch noch einen kurzen Input dazu, was gute Grafiken ausmacht und wann die verschiedenen Arten von Visualisierungen am besten zum Einsatz kommen.
Nach intensiver Arbeit kamen am Ende der zwei Tage tolle Ergebnisse heraus: Die Gruppe zum Thema Datenschutz hatte eine kleine Webseite unter dem Titel “Creepy AGB” erstellt, wo der unterschiedliche Umgang mit den Daten von Nutzer/innen, wie z.B. die Rechte an den eigenen Bildern oder der Zugriff auf den aktuellen Standort, aus den Geschäftsbedingungen der größten Social Media-Plattformen gesammelt, übersichtlich dargestellt und leicht verständlich erklärt werden. Hier gibt es den Code auf Github. Die zweite Gruppe hatte eine interaktive Karte gebaut, auf der alle Organisationen, die Fördermittel aus einem öffentlichen Bundesprogramm erhalten, nach der Höhe ihrer Fördergelder verzeichnet sind. Auf diese Weise können z.B. regionale Unterschiede besser identifiziert werden.
Welche Geschichten sich noch alles mit Daten erzählen lassen und wie man mit Hilfe von Daten das eigene Umfeld neu entdecken kann, zeigten wir bei unserem Datenspaziergang mit Hilfe unserer Web-App. Die erste Runde startete bereits nach dem Abschluss der Data Expedition: Gemeinsam mit den Teilnehmenden fuhren wir nach Berlin-Kreuzberg zum Görlitzer Bahnhof. An der ersten Station beschäftigen wir uns mit der Barrierefreiheit des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu nutzen wir die Wheelmap, eine Online-Karte, auf der rollstuhlgerechte bzw. nicht rollstuhlgerechte Orte markiert werden können. Station 2 führte uns in den Görlitzer Park. Hier warfen wir einen Blick in die Daten des Baumkatasters, die vom OK Lab Berlin auf der Street Trees Map visualisiert wurden und viele spannende Informationen, z.B. zu den verschiedenen Arten, Alter und Höhe enthalten. Anschließend liefen wir weiter zur Refik-Veseli-Schule und schauten auf JedeSchule.de nach, welche Schulaktivitäten es hier gibt und wie unterschiedlich die außerunterrichtlichen Aktivitäten in den Berliner Bezirken verteilt sind. Die vierte Station führte uns zum Lausitzer Platz, wo wir Debatten im Bundestag zur Mietpreisentwicklung und sozialem Wohnungsbau auf OffenesParlament.de recherchierten. Der Datenspaziergang endete schließlich am Bethanien-Kloster mit dem Thema Hausbesetzungen. Darüber gibt die Plattform berlin.besetzt Auskunft und zeigt an, welche Orte zu welcher Zeit in der Stadt besetzt waren.
Macht den Datenspaziergang durch Berlin-Kreuzberg am besten einmal selbst! Die kostenlose Web-App findet ihr hier.
Wir danken allen Teilnehmenden und freiwilligen Helfer*innen für großartige zwei Tage, kreative Ideen, ihr großes Engagement und Interesse! <3
Alle Materialien und die Dokumentation zur Data Expedition gibt es in Kürze unter https://demokratielabore.de/angebot/schulung. Die Fotos von beiden Events findet ihr hier.
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