Was sind eigentlich Daten? Und wie können sie effektiv in der Jugendarbeit genutzt werden? In einem Praxisworkshop haben wir zwei Tage lang mit 15 Fachkräften aus der Jugendarbeit zum Thema Daten und digitale Tools gearbeitet.
Der erste Workshoptag startete mit der Frage: Welche Erfahrungen machen die Jugendmitarbeiter/innen in ihrer täglichen Arbeit mit digitalen Tools und wie positionieren sie sich dazu? Dabei entstanden interessante und kontroverse Diskussionen zu Statements wie “Digitale Tools können das Verbandsleben revolutionieren” oder “Daten und neue Technologien sind der Ausweg aus der Ehrenamtskrise”. Nach einer kurzen Einführung in das Thema Daten und digitales Engagement in sozialen Projekten, wo wir einige tolle zivilgesellschaftliche Initiativen wie z.B. das Citizen-Science Projekt Luftdaten.info oder Datenportale wie Govdata vorstellten, zeigten wir anhand unserer Methode, der Data Pipeline, wie sie selbst Datenprojekte angehen können und was bei den einzelnen Schritten von der Recherche bis hin zur Kommunikation zu beachten ist. Anschließend überlegten die Teilnehmenden, in welchen alltäglichen Arbeitsaufgaben sie bereits mit der Data Pipeline in Kontakt kommen, z.B. wenn sie Zielgruppen analysieren, Evaluationen durchführen oder Projektanträge schreiben wollen.
Um zu zeigen, welche Rolle digitale Technologien in der Jugendarbeit spielen und wie sie dabei helfen können, Jugendliche zu ermächtigen aktiv die Gesellschaft zu gestalten, gab uns Tanja Zagel von Jugend hackt einen Input.
Dann wurde es praktisch: In einer Gruppenarbeit setzten wir uns mit dem ersten Schritt der Data Pipeline auseinander - der Datenrecherche. Dazu nutzen wir uns drei verschiedene zivilgesellschaftliche Tools: FragdenStaat.de, das Anfragen an Behörden nach Informationsfreiheitsgesetz ermöglicht, JedeSchule.de, das Informationen über 30.000 Schulen in Deutschland bereit stellt und OffenesParlament.de, wo in den Plenarprotokollen des Bundestags aus der 18. Legislaturperiode recherchiert werden kann. In den Gruppen diskutierten wir Ziele, Chancen und Grenzen der Tools und suchten nach interessanten Stories in den Daten, z.B. dass 56% der Redezeit von Abgeordneten sich mit dem Thema “Soziale Sicherung” beschäftigten oder die Frage, warum in Mecklenburg-Vorpommern keine Ganztagsschulen verzeichnet sind.
Am zweiten Tag des Workshops setzen wir uns mit der Datenanalyse und Visualisierung auseinander. In der ersten Übung analysierten wir mit den Jugendmitarbeiter/innen einen Datensatz zum Lobbyismus in der EU, der von dem Projekt Lobbyfacts.eu bereitgestellt wird. Dazu nutzen wir die Pivot-Funktion, mit der sich Tabellenspalten einfach aggregieren und in Form von Kreuztabellen in Verbindung setzen lassen. Gemeinsam versuchten wir auf diese Weise z.B. herauszufinden, welche Organisationen sich am häufigsten mit Vertreter/innen der Europäischen Kommission treffen oder aus welchem Land sich die meisten Organisationen registriert haben.
Das Balkendiagramm zeigt die 10 Firmen und Verbände, die seit 2014 die an den meisten Gespräche mit Vertretern der Europäischen teilgenommen haben.
Um eine Idee davon zu entwickeln, wie unterschiedlich Daten visualisiert werden können und welche Möglichkeiten der Darstellung es gibt, machten wir mit den Teilnehmenden eine Offline-Übung, die Dataviz Gallery. Anhand von fünf verschiedenen Grafiken diskutierten wir in kleinen Gruppen, welche Ziele und Zielgruppen angesprochen werden und welche Visualisierung besonders gut funktioniert oder nicht. Dabei stellten wir z.B. fest, dass Informationen nicht nur durch Diagramme, sondern auch künstlerisch oder bildhaft vermittelt werden und es nicht immer darum geht, sachliche Informationen zu transportieren, sondern auch Emotionen zu wecken. Schließlich probierten wir selbst einige Visualisierungen mit unseren Ergebnisse aus der Datenanalyse in infogr.am aus.
Alle Bilder vom Workshop gibt es hier. Wir danken allen Teilnehmenden für den intensiven Austausch und die aktive Teilnahme an unserem Workshop. <3 Die Ergebnisse stellen wir im Januar auf unserer Projektseite online zur Verfügung.
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