Auf Tour: Workshops in Tunis und Amman

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Im Januar war die Datenschule zu Gast in Tunis und Amman, um mit gemeinnützigen Akteuren das Potential von Offenen Daten für die Zivilgesellschaft zu erkunden. Von der Data Pipeline schreiben wir hier oft genug, deswegen soll es an dieser Stelle mehr um den Stand von Open Data und die Interessen der Teilnehmenden an diesem Thema in den jeweiligen Ländern gehen.

Tunis

In Tunis fand der zweitägige Workshop im EL FabSpace Lac statt. EL Space ist ein Social Innovation Hub, ein Ort für die zivile Community und Startup-Szene, um sich zu vernetzen und an Ideen zu arbeiten. Neben einem Space in Downtown Tunis eröffnete El Space im vergangenen Jahr ein Fablab im Bezirk Lac als Teil des Digital Campus des Telko-Anbieters Orange. Insgesamt scheint die (noch eher kleine) Startup-Szene weit mehr mit der Zivilgesellschaft verflochten zu sein, als es in Deutschland der Fall ist.
Die Gruppe der Teilnehmenden setzte sich aus Informatik- und Data Science-Studierenden, Journalist*innen und Mitarbeitenden lokaler NGOs zusammen, was zu einem bunten Austausch an Erfahrungen und Meinungen führte. Wir beschäftigten uns viel mit Open Government Themen, wie dem Right to Freedom of Information, das in Tunesien zwar existiert, aber in der Praxis häufig zu Schwierigkeiten führt. So muss ein Antrag auf Papier ausgefüllt und an die zuständige Stelle geschickt werden, die theoretisch innerhalb von 20 Tagen antworten muss, aber das nur selten tut. Eine Teilnehmerin erzählte aus ihrer Erfahrung, dass man dann eine Beschwerde einreichen kann, die wiederum innerhalb von 20 Tagen zu beantworten ist. Und wenn das nicht zu einer Antwort führt, kann man den Antrag und die Beschwerde an die zuständige Stelle für Informationsfreiheit schicken, die das Anliegen dann durchsetzt. Aber alles analog auf dem Postweg, eine digitale Variante wie FragDenStaat oder AskTheEU gibt es nicht. Im Laufe des Workshops erkundeten wir die verschiedenen Open Data-Portale der tunesischen Regierung. In der Vorbereitung habe ich versucht so viel über den Stand von Offenen Daten herauszufinden, wie möglich. Aber es zeigte sich, dass man einfach wissen muss, was es gibt und was nicht. Eine zentrale Übersicht aller Portale scheint es zum Beispiel nicht zu geben, viele Ministerien führen ihre eigenen Portale, wie das Kultur-, Transport-, Agrarministerium oder das Ministerium für Industrie, Bergbau und Energie. Trotz der Verfügbarkeit der Datenportale war die Ausbeute an gut verwertbaren Datensätzen eher gering. Viele Datensätze werden in Form von stark zusammengefassten Statistiken veröffentlicht, während wir für eine Auswertung nach unseren Interessen und Kriterien Rohdaten benötigen. Aber da sieht die Situation in Deutschland nicht besser aus. Interessant waren die Projekte und Hintergründe, die die Teilnehmenden mit in den Workshop brachten. Von Recherche zu Flüchtlingsströmen (sic!) und Auswertung der Berichterstattungen, über Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte bis zur Öffnung von akademischen Publikationen und Citizen Mapping war einiges vertreten. Als beeindruckende und wichtige Projekte wurden von den Teilnehmenden Visualizing Palestine und “alle Projekte” der lokalen NGO Al Bawsala genannt.

Amman

Die Vor-Ort-Organisation in Amman übernahm JOSA, die Jordan Open Source Association. JOSA ist eine jordanische NGO, die unter anderem 2019 zusammen mit dem OONI-Projekt einen Report zu Internetzensur im Rahmen von Studierendenprotesten erarbeitete. Allgemein war die Situation von Open Data relativ schwierig. Zwar unterhält Jordanien ein offizielles Open Data Portal, doch werden hier kaum Daten veröffentlicht. Und wenn, dann oft nur als Statistiken in PDFs. Eine Teilnehmerin erzählte, dass ihre Organisation deswegen eine eigene Datenbank zur Sammlung und Zugänglichmachung von allen möglichen Daten erstellt. Themen, die die Teilnehmenden interessierten, hatten viel mit Mapping zu tun. Es ging um die Kartierung von Kulturangeboten in Amman, Dokumentation von Menschenrechtsverstößen gegen Migranten oder Visualisierung von historischer Geografie. Darstellungen von Daten auf Karten ist ein mächtiges Mittel der Argumentation. Es gibt Daten sofort einen räumlichen Bezug, mit dem sich viele Menschen identifizieren können und eröffnet gleichzeitig, durch die Bekanntheit des Raumes, einen neuen Zugang zu den in den Daten enthaltenen Informationen. Die Krux ist, an die Daten zu kommen, die diese Erschließung zu ermöglichen. Das berliner Kollektiv Orango Tango hat sehr gutes Material zu kollektivem, kritischem Kartieren entwickelt.



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