„Daten zu kontroversen Themen sind schwer zu bekommen“

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Als Teil unserer gemeinsamen Arbeit am Ökostrombericht 2019 - mit unserem Partner RobinWood e.V. - haben wir in Hamburg ein zweitägiges Datentraining organisiert. Schnell ging es auch um die Nutzung Offener Daten im aktivistischen Bereich.

Inhaltlich orientierten wir uns wie üblich an der Data Pipeline. Wir redeten also darüber, wie wir von einer Fragestellung ausgehend Daten recherchieren und auch bekommen, diese dann säubern, analysieren und visualisieren sowie eine Antwort auf unsere ursprüngliche Fragestellung präsentieren können.

Das spannende an der Zusammenarbeit mit RobinWood war dabei, dass wir auch viel aus den vielfältigen Themenbereichen des Vereins mitnehmen und von den konkreten Anwendungsfällen lernen konnten. Ein Beispiel war, ganz dem Namen von RobinWood gerecht werdend, das Thema Wald.

Offene Daten zum Thema Waldschäden - ein paar Beispiele

Das Projekt Waldreport.de ermöglicht es Waldschäden zu melden und mappen - Daten, die in der Bundeswaldinventur von 2012 fehlen. Auch wird gerade in einer internationalen Zusammenarbeit versucht eine Datenbank mit Isotopenprofilen tropischer Bäume zu erstellen. Über das Isotopenprofil lässt sich sehr genau feststellen aus welcher Region ein Holz stammt, und Rückschlüsse über etwaige illegale Abholzungen ziehen. Über Abholzungen von unberührtem Urwald in Rumänien wird in einer aktuellen Kampagne von RobinWood hingewiesen.

Interessant ist dazu auch diese Karte der Waldschutzzonen in Rumänien und das offene Karten- und Bildmaterial des Copernicus-Projektes, das globale Waldbestände via Satellitenfernerkundung analysiert. Das Projekt Rainforest connection versucht illegale Abholzungen zu verhindern, indem sie mit alten, umgebauten Mobiltelefonen die Geräusche des Regenwalds aufnehmen und, bei außergewöhnlichen Geräuschen wie Kettensägen, lokale Ranger per SMS informieren.

Neben dem Wald spielte auch der Energiesektor eine große Rolle. In unserer Kooperation beschäftigen wir uns vorrangig mit Ökostrom, dabei sind auch die Auswirkungen der Kohle- und Atomenergie interessant.

Ein Blick auf den Energiesektor

RobinWood ist Partner im Bündnis deCOALonlize Europe, was neben den Umweltproblemen des Steinkohleabbaus und der -verbrennung auch die kolonialen Probleme der Steinkohle aufzeigt. Zum Beispiel importiert Deutschland nach Daten aus ROSYS Steinkohle aus Kolumbien, wo sie unter menschrechtswidrigen und umweltzerstörenden Umständen abgebaut wird. Mehr Informationen gibt es in einer Publikation “Still Burning” des Bündnisses.

Auch zu Atomenergie, beziehungsweise zum entstehenden Müll, gibt es spannende Dinge zu erzählen. Der Hamburger Hafen ist beispielsweise einer der Haupt-Umschlagplätze für die Urananlieferung und den -abtransport in Europa. Vermutlich wird fast täglich Uran durch die Stadt zum Hafen transportiert, allerdings gibt es keine genauen Zahlen zu den Urantransportem im Speziellen, noch offene Daten über umgeschlagene Güter am Hafen allgemein. Der langsame und bei weitem nicht tagesaktuelle Versuch der Aktivisten, die Spur des Urans zu verfolgen, behinhaltet Kleine Anfragen nach den Namen der Transportschiffe und die Verfolgung der Schiffe über Marinetraffic.com. Mehr Information dazu gibt der Atommüllreport.

Allgemein sind Daten zu kontroversen Themen schwer zu bekommen. Sie sind kaum im Rohformat vorhanden oder unter Offenen Lizenen erhältlich. In den meisten Fällen wurden sie bereits in Tabellen oder Diagrammen ausgewertet und es muss der Integrität der Quellen geglaubt werden - wenn sie denn überhaupt veröffentlicht werden. Gerade wenn Daten den (privat-) wirtschaftlichen Sektor berühren, ist es in Deutschland fast unmöglich an offene Daten zu kommen, weil Firmengeheimnisse, auch in umwelt- und klimarelevanten Fragen, sehr hoch gehalten werden.



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