Verbraucher eingeschränkt: Ökostrom aus dem Ausland

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Seit einigen Monaten beschäftigen wir uns im Rahmen des Projektes “Umweltdatenschule” mit Daten rund um das Thema Energie. Gemeinsam mit Robin Wood arbeiten wir an einer Neuauflage des Ökostromberichtes, der mit interaktiven Modulen ausgestattet werden soll. Aus diesem Grund schauen wir uns die Ökostromanbieter in Deutschland, ihre Geschäftsmodelle, Herkunftsnachweise und Investitionsbemühungen genauer an. Hier berichten wir von Erkenntnissen, die sich aus unserer Recherche ergeben.

Fast 100% des Ökostroms aus dem Ausland

Bei der tiefergehenden Analyse von acht Ökostromanbietern, die wir anhand der Kriterien von Robin Wood ausgewählt haben, fällt eine Sache auf: Nahezu 100% des von diesen Unternehmen vertriebenen Ökostroms stammt aus Wasserkraftwerken. Kraftwerke, die in der Schweiz, Österreich, Italien oder Slowenien stehen - nicht in Deutschland.

Deutschland produziert mit ca. 1,5 TWh/Monat im Verhältnis zu anderen grünen Erzeugungsarten nur einen Bruchteil seines Stroms durch Wasserkraft. Seit 2001 wird der Anteil am Strommix immer kleiner. Das hat auch den Hintergrund, dass das Potenzial - neue Kraftwerke zu bauen - gering ist und der Strom in erster Linie über Langzeitverträge mit Großkunden vermarktet wird.

Im- und Exportflüsse sowie der Verbrauch anhand seiner C02-Intensität

Warum ist dann der Anteil der Wasserkraft bei den von uns untersuchten Unternehmen so hoch? Wieso wird der Strom aus dem Ausland importiert und nicht zum Beispiel aus der Windkraft genutzt - der den größten Anteil am Strommix in Deutschland hat.

Ein Grund ist das Doppelvermarktungsverbot des EEG: Entweder werden neue Ökostrom-Kraftwerke durch das EEG gefördert gebaut und der Strom in den grauen Strommix eingespeist - das verhindert die Möglichkeit diesen als Ökostrom zu vermarkten. Oder die Kraftwerke werden anderweitig finanziert und der erzeugte Strom als Ökostrom verkauft. Diese Regelung macht den Anteil des Ökostroms am Gesamtmix unabhängig von individuellen Verbraucherentscheidungen. So wird ihm jegliche Macht entzogen, durch Konsumentscheidungen Druck auszuüben. Außerdem fällt es so schwer, sich gegen Atom- und Kohlestrom zu entscheiden. Denn der Ökostrommarkt ist unübersichtlich, viele Anbieter von Ökostrom betreiben Ettikettenschwindel, weil sie lediglich Herkunftsnachweise verkaufen - reine Ökostromanbieter sind rar gesät.

Hat die Entscheidung für einen Ökostromanbieter also keinen positiven Einfluss?

Doch - wenn zusätzlich darauf geachtet wird, dass sich der Ökostromanbieter - neben der EEG-Umlage - am Ausbau von Ökostrom beteiligt, eigene Anlagen baut oder durch Anteile finanziert. Genau diese Anbieter soll der Ökostrombericht hervorheben. Mit dem neuen Bericht ist Ende des Jahres zu rechnen.



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